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Philosophisch kosmologisch:
- Sinn ist zunächst Information. Aber diese kommt niemals im Alleingang. Ist sie von mäßiger Energie, bleibt sie wirkungslos. Nimmt sie keine materielle Gestalt an, bleibt sie unbemerkt von den Individuen und Gemeinschaften und flüchtig.
- Als Ding existiert der Sinn nur im kosmischen Raum oder im Vorstellungsrauch und muß sich dort seinen Platz erobern. Er ist raumgreifend.
- Er verliert seine Form und informative Kraft, wenn er keine Prozesse steuert und regelt. Er hat kybernetische Qualitäten.
- So ist der Sinn in mehrfacher Hinsicht dreifaltiger Bestandteil von Kosmos und Vorstellungswelt.
Praxeologisch:
- Zentralbegriff der Triadischen Praxeologie
- Der abstrakte, absolute Sinn jeder Praxis ist es, eine Verbindung zwischen den als Praktiker verstandenen Menschen und anderen Teilen der Welt durch Aktivitäten herzustellen, um dadurch Objekte der Vorstellungswelt, des Kosmos oder/und Beziehungen zu ihnen zu transformieren.
Der konkrete Sinn einer bestimmten Praxis ist es, eine bestimmte sinnvolle Beziehung zwischen bestimmten Menschen und bestimmten Teilen des Kosmos und/oder der Vorstellungswelt herzustellen, um bestimmte Transformationen zu erreichen.
Die Praxis erzeugt eine sinnvolle Welt. Sie infiziert sie mit Sinn - und der kann dann identifiziert werden.
Die Praxis überzieht den Kosmos mit Sinn und erzeugt sinnvolle Beziehungen zwischen den Praktikern und der Welt. Das ist unvermeidlich.
Es reicht schon die bloße Betrachtung der Umwelt, die sinnliche Praxis eines Individuums, um Sinn zu erzeugen. Jean-Paul Sartre hat eindrücklich beschrieben, wie sich in der Lebenspraxis des Romanhelden Roquentin der Ekelsinn wie eine 'gemeine Marmelade' über den Kosmos ausgebreitet hat. (La nausée) Selbst der Sinnlosigkeit seiner Umwelt muß der Existentialist noch durch den Ekel einen Sinn geben.Abstrahiert man von der Praxis, bleiben Universum und Kosmos sinnfrei: Sie sind, wie sie sind, eine bloße Voraussetzung menschlicher Existenz. Man kann ihre Architektur beschreiben und ihren Wandel in Gesetze fassen und von sich selbst abstrahieren. Sonst gäbe es keine Naturwissenschaften.
Vermutlich ist es - ein völlig unwahrscheinliches - Alleinstellungsmerkmal des Menschen, daß er zu einer solchen Abstraktionspraxis in seiner → Vorstellungswelt fähig ist. Er kann sich einen Kosmos und ein Universum ohne menschliche Praxis vorstellen. Er kann eine dritte Sphäre der Welt, eben eine Vorstellungswelt, schaffen und betreten. Sonst gäbe es keine Utopien und keine Abstrakte Kunst. Und es gäbe auch keine Triadische Weltanschauung, keine triadische Modellwelt.
Ohne Sinn stellen Menschen keine Beziehungen zu Raum, Zeit und Dingen des Kosmos her. Es gibt also keine Praxis ohne Sinn - wie verrückt dieser auch immer sein mag. Menschliche Praxis erzeugt sinnvolle Prozesse, Verwandlungen und Beziehungen - und die Beziehungen erzeugen, "machen" Sinn für die Praktiker.
Deshalb erklärte N. Luhmann Sinn zum Grundbegriff der Soziologie. (N. Luhmann 1975) Darüber mag man streiten. Unstrittig ist, daß Sinn ein Grundbegriff jeder menschlichen Praxis und Praxeologie ist.
Sinn kann verschieden modelliert werden.
Sinn meint die Wirkrichtung einer → Beziehung von einem menschlichen Teil des Kosmos zu anderen Teilen in der Praxis. (Das können auch andere Lebewesen, auch andere Menschen sein.) Sinn gibt also der Beziehung des Menschen zu den Objekten eine → Richtung. Sinn macht eine Beziehung in der Praxis für den einzelnen Menschen und die sozialen Individuen – und nicht für die Objekte. (= Kompositorischer Sinnbegriff)
1.Die triadische Praxeologie behandelt die Praxis als eine sinnbasierte Beziehung zwischen bestimmten Teilen des Kosmos, wobei ein Teil ein Mensch in seinen unterschiedlichen Emergenzformen sein muß.
Die Differenzierung der Praxis beruht auf dem triadischen Modell der → Beziehung (ReReRi Relation Relata Richtung)
2.Die Teile des Kosmos, darunter die Menschen, erscheinen als Relata. Der Mensch emergiert als einzigartiges Individuum, als Sozialwesen sowie als Gattungswesen und Faktor in kulturellen Ökosystemen.
3.Zwischen den Teilen des Kosmos - einschließlich der Menschen - gibt es Verbindungen, Relationen. Diese können beliebig komplex sein: Medien, Verbindungskanäle, Verbindungsprozesse, Interaktionssysteme usf.
4.Jede Relation hat Richtungen. Richtungen können einseitig, entweder von A nach B oder von B nach A weisen oder wechselseitig sein.
Eine Straße stellt eine räumliche Verbindung zwischen den Orten A und B her. Sie kann als Einbahnstraße von A nach B oder von B nach A gerichtet sein sowie im Normalbetrieb beide Richtungen zulassen.
5.Richtungen von Beziehungen emergieren in der Praxis immer wieder unterschiedlich, als Bewegungsrichtung der räumlichen Beziehung, als Wirkrichtung der Energie von Dingen und als Zielrichtung von Prozessen in der Zeit.Sinn ist eine Emergenzform der Information, ein → Wert. Wie alle Werte (Grundannahmen, Axiome ..) kann er auch als Datum Programm/Modell in der Praxis behandelt werden. (= Informationstheoretischer Sinnbegriff)
Sinn steuert und regelt die Praxis in allen Dimensionen (räumlichen Beziehungen, Prozessen in der Zeit und Transformationen der Dinge) und Klassen.
- Der Energetische Sinnbegriff behandelt den Sinn als Kraft mit einer Wirkrichtung. Sinn setzt Energie frei und verbraucht sie.
Allen Sinnbegriffen der TriPrax ist gemeinsam, daß sie eine Wirkrichtung besitzen. Sinn hat einen Ausgangs- und Endpunkt (Relata), stellt eine Relation her und hat eine Richtung. Sinn bewirkt etwas.
Sinndimensionen
Jede Praxis ist mehrsinnig.
Das folgt schon aus der Grundannahme einer Mannigfaltigkeit des Kosmos und seiner Komponenten. Dieser mehrfache Sinn kann nicht gänzlich erkannt werden. Insofern ist die Rede vom 'geheimen' oder 'verdeckten' Sinn folgerichtig.
Im triadischen Verständnis wird durch die Festlegung von Sinn (mindestens) die Wirkrichtung von
- Praktiken/Aktivitäten,
- der Interaktion zwischen den Faktoren in der Praxis und
- der Transformation der Dinge des Kosmos
gesteuert.
Das NTD spricht hier vom absoluten oder abstrakten Sinn, weil diese Sinndimensionen unabhängig vom Willen der Praktiker immer und unvermeidlich vorhanden sind. Dieser absolute Sinn kann - und muß - nur gestaltet werden. Erst dann haben wir einen konkreten Sinn einer konkreten Praxis
absoluter Sinn
- Die Praxis ist für die Menschen nicht nur permanent, unausweichlich, sie ist auch diskontinuierlich. Deshalb kann, wird und muß sie von den Menschen sequenziert werden. Das Generalkriterium dieser Sequenzierung ist der Sinn der Praxis. Der Fluß der Praxis wird nach Sinneinheiten sequenziert und identifiziert.
Der dreifache Sinn zeigt sich in den Abteilungen der → Praxeologie als anthropologischer Sinn (Steuern der Praktiken des Menschen
in seinen drei Emergenzformen), als systemisch-praxeologischer (Steuern der Interaktion zwischen den Elementen der Praxis) und als kosmologischer Sinn (Verwandlung der Komplexität der Komponenten des Kosmos).
Sinn in den Abteilungen der Praxeologie
Sinn in den Praxisklassen
- Jede konkrete Praxis konzentriert sich auf eine Sinn- bzw. Problemdimension oder auf sehr wenige und reduziert die Mehrzahl faktisch, ob beabsichtigt oder nicht. Der so prämierte Sinn wird
- in der → kulturellen Praxis , in der die Wirkung von den nichtmenschlichen Teilen des Kosmos ausgeht, zum → Zweck
- in der → sozialen Praxis zur → Funktion und
- in der → individuellen Praxis , die den einzelnen Menschen als Wirkzentrum entwickelt, zum → Ziel der Aktivitäten/Praktiken der Menschen
der betreffenden Praxis.
Sinn in den Praxisklassen
- Jede feststellbare und damit begrenzte Praxis(-sequenz) hat Sinn, Zweck,Funktion und Ziel sowohl für die beteiligten Menschen als auch für die Menschen, die jene Praxis aus der Umwelt beobachten.
Konkrete Sinnfestlegung als permanentes Problem jeder Praxis
Das wichtigste Mittel, einzelne Sequenzen aus dem Fluß der Praxis herauszulösen, ist die konkrete Sinngebung. Der permanente Fluß der Praxis wird nach Sinneinheiten sequenziert und diese dadurch identifiziert.
Die Gestaltung des absoluten Sinns (abstrakte Sinntriade) schafft für jede Praxis entsprechende → permanente Probleme.
Die permanenten Probleme heißen so, weil sie - ebenso wie der absolute Sinn - unvermeidlich und unabhängig von einer konkreten Praxis auftauchen. Sie sind immer da, also muß immer mit ihnen umgegangen werden. Das geschieht im ersten Schritt dadurch, einzelne Komponenten der Probleme einer Problemklasse in lösbare Aufgaben transformiert werden.
Um den Sinn zu erfüllen, werden die Ziele der Praktiken, Funktionen des Praxissystems und Zwecke der Praktiker in der Praxis in Aufgaben umgearbeitet. Die Lösung der Aufgaben erfordert Aktivitäten. (Diese lassen sich auf abstrakter Ebene zu Praktiken clustern.)
Aktivitäten sind Prozesse.
Prozesse haben Ziele und Richtung - und insofern, wenn sie in einer Praxis wirken, Sinn.