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Jedes Praxisgefüge hat eine individuelle, eine soziale und eine kulturelle Dimension. Sie ist insofern dreifaltig, dreidimensional.
Jede konkrete Praxis stellt jederzeit eine Rangordnung zwischen diesen drei Dimensionen her. Mal wirken die Programme der individuellen Praxis, mal jene der sozialen und mal jene der kulturellen Praxis am meisten. Die Prämierungen wechseln im Ablauf der Praxis, aber die Ungleichgewichte bleiben. Das liegt daran, daß zur Erfüllung des Sinns jeder beliebigen konkreten Praxis, die Strukturen und Programme jeweils einer Dimension besonders gut geeignet sind.
Die Beteiligten merken und gestalten das ungleiche Verhältnis zwischen den Dimensionen und nutzen es zur Identitätsbestimmung. Sie beschreiben sich abkürzend als individuelle, soziale oder kulturelle Praxis - je nachdem, was als Sinn der Praxis formuliert ist. Das ist natürlich eine Selbstsimplifikation, weil sie die Anteile der anderen Dimensionen unterschlägt.So kommt es dazu, daß sich drei Klassen der Praxis unterscheiden lassen. Ein Praxisgefüge, das seinen Aufbau, seinen Ablauf, seine Umweltbeziehungen und seinen Sinn in erster Linie aus der individuellen Dimension ableitet, wird als Klasse der → individuellen Praxis
bezeichnet. Stehen die sozialen Programme und Ziele im Vordergrund, gestalten wir ein Exemplar der Klasse der → sozialen Praxis
. Wird eine Praxis vorrangig als kulturelle Veranstaltung begriffen, heißt sie in der TriPrax → kulturellen Praxis
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→ Klassen der PraxisDie Unterscheidung von Klassen der Praxis ist auch wichtig, um die Gestaltung von Praxisverbunden zu steuern. Denn es wird oftmals dazu kommen, daß in solchen Verbunden alle drei Klassen der Praxisgefüge als Komponenten auftauchen, die zu komponieren sind, um den Bestand des Verbundes zu sichern. Die drei Klassen treten in diesem Fall als Komponenten bzw. Elemente der Verbunde auf.
Auch in diesem Fall werden die Anteile der drei Klassen am Zustandekommen der Verbunde und der Erfüllung ihres Sinns ungleich sein. Die prämierte Klasse gibt dem Verbund seinen Namen. Man kann deshalb auch bei Verbunden von eher sozialen Gemeinschaften oder von Kulturen sprechen.
Ganz üblich ist es auch, die Verbindung der vielen Praxen eines Individuums, die seinen Lebensweg ausmachen, als seine 'individuelle' Praxis zu bezeichnen. Dabei ist klar, daß seine Biographie auch durch die sozialen und kulturellen Dimensionen der Praxis, bzw. durch alle drei Praxisklassen bestimmt ist. Die Biographie eines Individuums ergibt sich jedenfalls aus der Interaktion aller drei Praxisklassen.
► Um diese Dreifaltigkeit auszudrücken, spricht die TriPrax von der → Person.Es ist für das NTD, die TriPhil und die TriPrax konstitutiv, die drei Dimensionen der Praxis wachzuhalten und deren Prämierungen zu verfolgen. Man kann eine Dimension noch so hoch bewerten, letztlich wirken die anderen Dimensionen weiter und wollen bei jeder Gestaltung einer Praxis berücksichtigt werden.
Vielfach liegt das Mißlingen einer Praxis daran, daß dieses Management versagt, beispielsweise der Anteil der Individuen, oder der technischen kulturellen Medien an der sozialen Praxis zu wenig Berücksichtigung erfährt.
Die Aufdeckung der Dimensionen und die Klärung ihrer Beziehung zu den Praxisklassen gehört zu den innovativen Leistungen der Triadischen Praxeologie. Das Prinzip wird auf viele Objekte, auch auf die → Praktiken und die Gattungen der Praxis übertragen.
So kommen Wahrnehmen, Denken und Handeln niemals isoliert daher und erzeugen - mit unterschiedlichen Anteilen - die individuelle Praxis.