Axiomatik NTD



Zusammenfassung der Axiomatik des Neuen Triadischen Denkens (NTD®)

Praxis als Grundeinheit des NTD

Das Neue Triadische Denken® (NTD®) ist ein Ergebnis und eine Voraussetzung triadischer Praxis. Nicht das Denken sondern die Triadische Praxis ist die Grundeinheit des Neuen Triadischen Denkens. Aber triadisch wird die Praxis nur durch triadische Programme und Modelle.
Axiomatik der triadischen Praxeologie (TriPrax)

webseite Triadische Praxis
Letztes Ziel auch des triadischen Denkens ist es, durch Daten, Modelle, Programme und Werte die Praxis zu steuern und zu regeln.

Denken als individuelle menschliche Praktik

Das NTD geht von der Überzeugung aus, daß alles Denken letztlich in die allgemeine menschliche Praxis eingespannt ist und nur in Wechselwirkung mit dem Handeln und der Wahrnehmung existiert. Wahrnehmen, Denken und Handeln (WaDeHa) sind die drei Praktiken, die in jeder individuellen Praxis mit-, gegen und nebeneinander aktiv sind.

Epistemische Praxis

Eine Praxis, deren Hauptfunktion die Transformation von Informationen, irgendeine Form der Wissensschöpfung, ist, heißt epistemische Praxis. Sie muß wie jede andere Praxis eingerichtet werden und hat einen in Phasen geordneten Ablauf: Konstitution, Durchführung, Ergebnissicherung und -weitergabe.

Da jedes triadische Denken ein Faktor triadischer menschlicher Praxis neben der Wahrnehmung und dem Handeln ist, läßt es sich nicht von der Praxis ablösen. Aber es kann in einer auf Erkenntnisgewinn, Wissensschöpfung ausgerichteten (d.h. epistemischen) Praxis so weit prämiert werden, daß es im Alltag als 'reines', d.h. aus den anderen Praktiken herausgelöstes, Denken erscheint.
→ Denken als prämierter Faktor epistemischer Praxis

Triadische Denken in epistemischer Praxis

Es

  • verarbeitet/transformiert unterschiedliche Klassen von Informationen
    (→ Daten,Modelle,Werte/DaMoWe)
  • nutzt und erzeugt dabei triadische Modelle, Programme und Annahmen/Werte
  • steuert die Praxis (mit)
  • verläuft linear (deduktiv und induktiv), parallel und rückkoppelnd
  • ist → Komplexitätsbewältigung (Vermindern/Reduktion, Steigern/Induktion,
    Erhalten/Konservieren)
  • relationiert Informationen im Denkraum und ist Struktur- und Architekturbildung
  • erzeugt einen → Denkraum mit Parametern und Klassifikationen.

Das NTD empfiehlt kein Metaprogramm über das Denkens überhaupt, wohl aber über das Denken als triadischer Modellbildung in epistemischer Praxis.

Die mangelnde Klärung des Geltungsbereichs von psychologischen Theorien über das Denken scheint ein Hindernis für jedes weitergehende Verständnis dieser Vorgänge zu werden. Das Denken wird aus der Praxis gelöst aber nicht wieder in diese als Faktor - z.B.als Ziel - einbezogen.
Auf die Notwendigkeit, das Denken in die Praxis, hier in die 'joint action' einzuordnen, hat Jerome S. Bruner in aller Deutlichkeit hingewiesen.

Triadisches Denken als Triadenbildung und -anwendung

Die Bildung von triadischen Modellen ist ein dynamischer Prozeß in epistemischer Praxis. Die auf Erkenntnis ausgerichtete Praxis muß, wie jede andere Praxis auch, eingerichtet (Vorphase), ihre Funktionserfüllung in der Hauptphase in Gang gehalten und abgeschlossen werden. → Praxisgestaltung
Jede auf Wissensschöpfung ausgerichtete Praxis durchläuft in der Hauptphase in einer beliebigen Reihenfolge die Phasen des Datengewinns, der Verarbeitung von Daten und anderen Informationstypen und der Anwendung und Materialisierung der gefundenen Begriffe/Modelle. Der Einstieg in die epistemischen Praxis kann durch Wahrnehmungen, Überlegungen oder Probleme beim materiellen Handeln motiviert sein.


Epistemische Praxis, die die Wahrnehmung bzw. die Datenerhebung prämiert, wird meist als empirische Wissenschaft bezeichnet und von einer theoretischen abgegrenzt, die das Denken prämiert. Schließlich gibt es die anwendungsbezogene Praxis, die die Abschluß- und Umsetzungsphase bzw. das Handeln in den Vordergrund stellt.

Jede vollständige epistemische Praxis transformiert Daten aus dem Wahrnehmungsraum in Modelle im Denkraum und diese in den Handlungsraum.Denken als Transformationsprozeß
Die Modellbildung erfolgt in der epistemischen Praxis im Denkraum in der Hauptphase.
Denken als Modellbildung
Wenn es bislang vornehmstes Ziel wissenschaftlichen Denkens war, die Komplexität der Phänomene solange zu reduzieren, bis ein homogenes, widerspruchsfreies Modell vorliegt, so strebt das triadische Denken multifaktorielle, dynamische Mehrebenenmodelle als Ziel an. Jedes triadische Modell hat eine dreidimensionale Architektur, nicht nur eine horizontale Struktur sondern auch eine vertikale Tektonik.

Das triadische Denken steht insoweit im Widerspruch zur zweiwertigen Logik, es eignet sich nicht für die Modellierung trivialer Systeme, isolierter Objekte und einfacher monokausaler oder linearer Beziehungen.

Ziel der Triadenbildung ist es, die Praxis zu steuern und zu regeln. Wie andere Informationen auch sind die Modelle und Programme Voraussetzung, Regelungsgröße und Ergebnis des Denkens.Triadische Modelle sind die Voraussetzung des NTD.

Programme der Triadenbildung

Für das NTD obligatorisch sind bestimmte Typen von Programmen der Bildung von Triaden. Sie erfolgt

• als informationeller → Struktur- und Architekturbildungsprozeß (Komponieren),
• durch Modellieren, Typisieren und Klassifizieren aufgrund triadischer Metamodelle, vor allem

  • der Architektur von Basistriaden, von Triadentrias® und von Klassifiaktionsschemata,

• als kybernetischer Prozeß gemäß der Prozeßtypentriade: linear, zirkulär, parallel,
• als Transformation von Informationen zwischen Ebenen, als Abstrahieren und Konkretisieren,
• als Vergleichen von Daten und Informationen unterschiedlicher Emergenz,
• als Produktion von sprachlichen und symbolischen, d.h. materialisierten und
intersubjektiv wahrnehmbaren Modellen.
Neben den typisch triadischen Programmen werden immer auch andere Programme des Denkens genutzt. →

Obligatorisch für jede triadische Praxis und damit auch für die epistemische sind weiter jene Programm, die das

  • Einrichten und Gestalten des Praxissystems ( Settingklärung) und das
  • Management des Ablaufs und der Funktionserfüllung
    regeln.
    Für die epistemologischer Praxis kommen noch
  • selbstreflexive Programme der Programm-, Modell- und Werteklärung
    hinzu.
    Als Selbstreflexive Praxis bezeichnet das NTD diejenige Art der epistemischen reflexiven Praxis, die einen Ausschnitt (Elemente und Strukturen, Prozesse, Funktionen...) der eigenen (früheren) Praxis zum Objekt macht.
    Neben den Modellen und Programmen wird das NTD auch durch Maximen geregelt und gesteuert.

Auswahl aus den axiomatischen Regeln und Maximen der Triadenbildung

  • Steuere die Praxis durch triadische Modelle - wenn denn einfachere Formen der Komplexitätsreduktion nicht befriedigen!
  • Reduziere die Komplexität der Objekte auf jeweils drei Bestimmungsfaktoren (Prozesse, Dimensionen, Typen ...) und ergründe deren Interaktion!
  • Erweitere die Basistriade zu einer Triadentrias, um komplexere Phänomene triadisch zu erfassen!
  • Typisiere und Klassifiziere die Objekte Deines Denkens!
  • Versuche die Objekte Deines Denkens, Beschreibens, Handelns und Wahrnehmens als Faktoren, Elemente, Teile... in eine Praxis einzuordnen!
  • Beachte die unterschiedlichen Räume der drei Praktiken!
  • Kläre die Typisierungen der Subjekt, Objekte und Relationen der Praxissysteme, in denen Du Dich befindest!
  • Frage in jeder Praxis nach der Gewichtung der Faktoren der Trias von Triaden!
  • Pragmatisch vorgehen, d.h. die Ziele des Denkens berücksichtigen, bei anderen Zwecken werden andere Faktoren relevant und man kommt zu anderen Triaden!
  • Triadisches Denken entfaltet sich als menschliche Fähigkeit. Die Anwendung der Modelle als bloße Werkzeuge (tools) sollte nur eine Durchgangsphase sein. Überhaupt sind Habitualisierung und Automatisierung wichtige Voraussetzungen erfolgreicher triadischer Operationen.

Individuelle, soziale und kulturelle Informationstransformationen

Nicht nur die Praxis der einzelnen Menschen, der Individuen mit ihrer einzigartigen Biographie und Energie, sondern auch jene von sozialen Gemeinschaften und Kulturen können auf die Produktion von Informationen ausgerichtet sein.
Informationstransformationen finden in allen Klassen der Praxis unvermeidlich statt - und sie können auch prämiert werden.
Immer lassen sich drei Generalphasen ausmachen, die der Bewältigung unterschiedlicher permanenter Probleme dienen: Informationen gewinnen (Input), verarbeiten und durch Aktivitäten umsetzen (output). Immer werden Sensoren, Prozessoren und Effektoren mit entsprechenden Aktivitäten eingesetzt. Sie sind die Äquivalente zu den Praktiken der menschlichen Individuen.


Nur in der individuellen Praxis spricht das NTD von 'Wahrnehmen, Denken und Handeln'. Die Rede von 'sozialer Wahrnehmung', von 'kulturellem' oder sozialem Gedächtnis' sond dem Triadiker ein Graus, ein Anthropromorphismus, der die Unterschiede der Klassen der Praxis sowie der Informationstransformation verniedlicht, damit die Erkundung von deren Spezifik erschwert und überdies die Individuen mit Ansprüchen überlastet. Als gemeinsames Drittes der drei Klassen der Informationstransformation biet sich eine abstrakte informationstheoretische Begrifflichkiet und Bezeichnung an.

Die sozialen Informationstransformationen, die "Fabrikation von Erkenntnis" (Knorr-Cetina) in sozialer Praxis ist traditionell das Gebiet von Soziologen und Pädagogen.
Die kulturelle Praxis, in der Menschen als Naturwesenemergieren und mit anderen biogenen und/oder technichen Faktoren interafgieren, kann ohne die Termininologie und Erkenntnisse der Natur- und Technikwissenschaften nicht begriffen werden.

Im Menschen als biogentisches, physiologisches Gattungswesen laufen Signaltransduktionen ab, materielle Medien wie die DNA speichern Information. Es ist geradezu ein Hype, physiologische Prozesse in Medizion und Biologie als Informationstransformation zu rekonstruieren. Unübersehbar gibt es auch viele technische Systeme, die auf Datengewinn, Informationsverarbeitung und die Nutzung und den Transprot von Informationen spezialisiert sind. Um das Mit-, Gegen- und Nebeneinander dieser verschiedenen Faktoren in einer Praxis zu modellieren, hat der Triadiker die kulturelle Praxis eingeführt.

Kulturelle Informationstransformationen sind das emergente Produkt dieser ganz unterschiedlichen, artverschiedenen Faktoren und Prozesse. Ihre Beschreibung erzeugt und verlangt eine kulturelle, triadische Informatik.

axiomatik_ntd, id140, letzte Änderung: 2022-04-06 16:56:22

© 2023 Prof. Dr. phil. habil. Michael Giesecke