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Oberbegriff zu bzw. emergentes Produkt von Grenzziehung/-bildung, Grenzsicherung und der Gestaltung der Grenzübergänge.
Grenzgestaltung
Grenzgestaltung ist ein permanentes Problem jeder Praxis. Durch die Grenzziehung (Arrondieren) konstituiert sich die Praxis, durch die Auflösung der Grenzen wird jede konkrete Praxis beendet. (Wenn die Konstitution von Grenzen zu ungunsten der in jeder Praxis erfolgende Auflösung betont werden soll, wird häufig von 'Grenzbildung' gesprochen!)
Es gibt immer Grenzerhaltungsprobleme und Schwierigkeiten, die eigenen begrenzten Bestände und Strukturen zu erhalten. Termine müssen kontrolliert werden und lassen sich verschieben. Kommunikationspartner und Güter ausgeschlossen, Aufgaben eingegrenzt werden usf. Sobald die Grenzen nicht mehr kontrolliert werden, zerfallen die Architekturen. Aufgaben der Grenzgestaltung/Cluster
Jede Grenzgestaltung, die die Umweltbeziehungen der Praxis erzeugt, aufrecht erhält und auflöst steht vor drei permanenten Problemen:
• Grenzen schaffen, Relata erzeugen (in der Terminologie des frühen Luhmann: 'Erzeugen einer Differenz zwischen System und Umwelt');
• Grenzübergänge/Relationen schaffen, Richtungen und Durchfluß der Dinge steuern und regeln (Auf/Zu, Richtung AB/BA, Quantitäten und Qualitäten der Im-/Exporte);
• Grenzen sichern, anpassen und Übergänge kontrollieren (Befestigen, Ausweiten, Zurücknehmen).
Jede Grenze beschränkt Austausch und Beziehungen zur Umwelt, aber verhindert beides nicht in Gänze. Immer gibt es Grenzübergänge. Jede Grenzöffnung hat zwei Richtungen/Dimensionen zu berücksichtigen, von Innen nach Außen (Output) und von Außen nach Innen (Input). Sie wird durch Werte gesteuert.
Grenzgestaltung ist eine Dimension jeder Systembildung. Sie ist für die Praxis von Menschen, sozialen Gemeinschaften und anderen Systemen unausweichlich, weil die Ressourcen zur Komplexitätsbewältigung nicht unerschöpflich - sondern eben begrenzt sind.
Die Grenzgestaltung bezieht sich sowohl auf die Dinge, als auch auf die Räume und die Zeit. Die Begrenzung der Räume kann als Limitieren (von 'limes) bezeichnet werden. Die (quantitative) Begrenzung der Dinge erscheint als Selektion. Die Begrenzung der Zeit wird als Terminieren, einen Anfang und ein Ende setzen, bezeichnet.
Die G. erfolgt durch die Praktiken und wird durch Programme gesteuert und geregelt.
Voraussetzung triadischer Grenzkontrolle sind → Werte . Jeder Wert setzt Grenzen, beendet Prozesse, prämiert bestimmte Dinge und schließt damit andere aus, öffnet den einen Raum, die eine Position im Koordinatenraum zuungunsten von anderen etc..