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ein Faktor der Triade der Komplexitätsbewältigung.
Jeder Praktiker bringt Deutungsmuster mit, mit denen er die Komplexität der Wahrnehmungsphänomene ‘irgendwie’ reduziert. Sobald ein Betrachter Kontakt mit dem Phänomen aufnimmt, beginnt – bewußt oder unbewußt – die Kodierung der Merkmale. Im Rahmen des triadischen Denkens geht es darum, zunächst möglichst viel von der Merkmalsvielfalt der Phänomene zu erhalten. Dies gelingt nur, wenn Bewertungen und eingefahrene Ordnungsschemata bei der Wahrnehmung bzw. – im wissenschaftlichen Kontext – bei der Datenerhebung zurückgestellt werden. Um Entscheidungen in der Schwebe zu halten, empfiehlt das triadische Denken mehrere Programme zunächst nebeneinander – parallel – herlaufen zu lassen. Die Aufmerksamkeit soll für mehrere Prozesse wach gehalten werden.
Als ‘Freischwebende Aufmerksamkeit’ ist sie in der psychoanalytischen Behandlungslehre bekannt. Auch in Oevermann 'Suche nach unwahrscheinlichen Lesarten' in Texten drückt sich dieses Prinzip aus. Auf die Spitze getrieben wird das Prinzip in der sogenannten ‘grounded theory’. (Vgl. Anselm L. Strauss: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. München 1994, Teil 2)
Die Komplexitätsinduktion geht in jeder guten Datenerhebung der Komplexitätsreduktion voran – und wiederholt sich oftmals während des weiteren Forschungsprozeß.