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Das Neue Triadische Denken geht von der Annahme aus, daß es viele artverschiedene, d.h. nicht aufeinander reduzierbare Denkformen gibt.
Der Reichtum des menschlichen Denkens besteht darin, daß viele artverschiedene Formen mit ihren Zusammenklang ein symphonisches Werk erzeugen. Das binäre logische Denken besitzt ebenso wie das triadische Denken darin nur eine Stimme im Denkraum des Menschen und der Kulturen.
Große kulturelle Leistungen und kreative Erfindungen beruhen nicht auf einem einzigen Denkstil, weder ausschließlich auf dem logischem noch auf dem triadischen Denken. Erst das Zusammenwirken der verschiedenen Formens ermöglichte die menschliche und kulturelle Entwicklung.
Das triadische Denken versteht sich als Ergänzung und Alternative zum
- elementaren logischen Denken mit 'Ja/Nein' - Entscheidungen, welches Phänomen durch die Zurückführung auf eine einzige Ursache erklärt;
- zum relationalen, interaktionistischen Denken, welches die Phänomene als Produkt der Wechselwirkung zwischen (nur) zwei Faktoren erklärt;
- zum multifaktoriellen, chaotischen Beschreibungen, die zahlreiche oder unüberschaubare viele Faktoren zur Erklärung heranziehen.
Es eignet sich also nicht zum Verstehen von einfachen Phänomenen und Aufgaben. Genausowenig ist es angebracht, wenn das Denken vieldeutige und unübersichtliche Ergebnisse anstrebt. Es will die vorhandene Komplexität nicht verdoppeln und glorifiziert nicht das Rätselhafte.
Ziel der Darstellung und Propagierung des Neuen Triadischen Denkens kann nicht sein, die Formen des logischen und interaktionistischen Denkens zu ersetzen. Es geht nicht um Verdrängen des einen oder anderen Denkstils. Vor dem Hintergrund ökologischer Erkenntnisse um den Nutzen von Artenvielfalt einerseits und Ressourcenknappheit auf der anderen Seite ist das Ziel vielmehr, eine ausgewogene Balance zwischen den verschiedenen Denkstilen zu erreichen. Wenn die Vermutung allerdings zutrifft, daß das triadische Denken in der Industriekultur vernachlässigt wurde und es darüber hinaus geeignet ist, Probleme der postindustriellen Gesellschaft zu lösen, die drängen und anders kaum bewältigt werden können, dann ist eine Bevorzugung dieser Erkenntnisweise angesagt. Ungleichgewichte können nur durch Stärkung der vernachlässigten Bereiche überwunden werden. In diesem Sinne wird das NTD als zeitgemäße Wiederentdeckung empfohlen.
Wie bei allen Renaissancen handelt es sich aufgrund des veränderten kulturellen Entwicklungsstandes nicht um eine bloße Wiedergeburt, sondern das triadische Denken erscheint in der posttypographischen Kultur als innovatives Programm mit früher nicht geahnten – weil nicht gebrauchten – Möglichkeiten.