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Die Logik dreidimensionaler Modellbildung (Modelle-3D) und die morphologische Soziologie Emile Durkheims (1858-1917)
Einer der ersten Gesellschaftstheoretiker, der mehrdimensionale Beschreibungen und Perspektiven nutzte und theoretisch begründete, ist Christian Garve ('Einige Beobachtungen über die Kunst, zu denken in derselbe: Versuche über verschiedene Gegenstände…. Bd. 2 Breslau 1796') Danach wurde es still um diesen Ansatz in der Soziologie.
Zur Modellierung sozialer und kommunikativer Phänomene als dreidimensionale Körper, also als Objekte mit einer Architektur - und nicht bloß mit einer Struktur -, vergleiche M. Giesecke: Untersuchung institutioneller Kommunikation, 1988, S.114 - 131.
"Die Idee, soziale Ereignisse als Körper aufzufassen, ist keineswegs neu. Eine Grundregel der soziologischen Methode von Durkheim lautet, soziale Phänomene ,als Dinge‘ zu betrachten, denen sich der Forscher ,von außen‘ nähert und die er ,betrachten‘ kann. Versucht man Genaueres über seine Modellvorstellung von den sozialen Phänomenen zu erfahren, so fallen zuerst die Analogien zu natürlichen Gegenständen, zu materiellen Körpern auf. Beispielsweise spricht Durkheim (Regeln der soziologischen Methode, 1895/1970) davon, daß soziale Phänomene eine ,körperhafte Gestalt, wahrnehmbare ihnen eigene Formen annehmen und eine Realität sui generis‘ bilden. (S. 109) Oft zieht er Parallelen zur Biologie: ,,Jede soziologische Erscheinung ist wie übrigens jede biologische Erscheinung imstande, je nach den Umständen verschiedene Formen anzunehmen […]. (S. 147) Und schließlich bezeichnet er die soziale Morphologie als einen ,Weg zum eigentlich erklärenden Teil‘ der Soziologie. (S. 176; vgl. a. S. 194) Soweit ich sehe, bleiben aber diese Modellvorstellungen von den sozialen Phänomenen als körperhafte Gestalten mit je eigenen Formen bei Durkheim im Bereich einer eher alltagsweltlichen, vergleichenden Redeweise. Sie werden nicht zu einer präzisen Modellvorstellung entwickelt, die Anleitung für empirische Untersuchungen geben kann." (Giesecke, 1988, S. 56) Evidenz gewinnen sie nur in Bezug auf die visuelle Wahrnehmung. 'Räume' sind dann die notwendige logische Ergänzung der 'Körper'. Mit deren Beschäftigung hat sich die Soziologie Zeit gelassen.