Lexikon des NTD® und der TriPrax

Definitionen und Begriffsklärungen

Lexikon der Begriffe des Neuen Triadischen Denkens® (NTD) und der Triadischen Praxeologie(TriPrax).

Definitionen sind für das NTD® eine heikle Angelegenheit, weil sie immer nur einen bestimmten Geltungsbereich haben, der eigentlich mitkommuniziert werden sollte. Manche Grundannahmen über das triadische Denken treffen beispielsweise auch auf viele andere Arten des Denkens zu, aber eben nicht auf alle. Aussagen über die individuelle Praxis gelten für die individuelle Praxis und es sollte geprüft werden, ob sie sich auf die soziale Praxis übertragen lassen. Ggfs. sind Modifikationen erforderlich. Dies umsomehr als sich die Entwicklung des NTD im Fluß befindet; manche Lemma widerspiegeln einen älteren Stand der Theorieentwicklung und harren einer Anpassung. Viele Modelle sind gut geprüft, andere beruhen vorerst nur auf logischen Deduktionen.
"Die Werke sind nur gut, soweit sie bessere entstehen lassen." Alexander von Humboldt an Charles Darwin, 18. Sept. 1839
Es ist mit den Definitionen/Modellen/Programmen wie mit allen anderen tools: Ohne Anamnese und Diagnose der Anwendungssituation - also der Art der Praxis -, kein sinnvoller Einsatz. Immer gilt: 'Die Herrlichkeit solcher Haupt- und Grundbegriffe erscheint nur dem Gemüt, auf welches sie ihre unendliche Wirksamkeit ausüben, erscheint nur der Zeit, in welcher sie, ersehnt, im rechten Augenblicke hervortreten.' Goethe im 8. Buch von 'Dichtung und Wahrheit'
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Dreifaltigkeiten, orthodoxe =

Hier sind mindestens zwei Traditionslinien zu unterscheiden. Die erste geht von Moses 1, Kap. 18, also vom Alten Testament, aus und wird deshalb auch als altestamentarische Dreifaltigkeit bezeichnet. Der Sohn, Jesus, spielt klarerweise keine Rolle. Gott erscheint Abraham hier in dreierlei Gestalt, was später - in Nicäa und Konstatinopel - als drei 'personae' gedeutet werden konnte.

1 Und der HERR erschien ihm im Hain Mamre, da saß er an der Tür seiner Hütte, da der Tag am heißesten war. 2 Und als er seine Augen aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Und da er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seiner Hütte und bückte sich nieder zur Erde 3 und sprach: HERR, habe ich Gnade gefunden vor deinen Augen, so gehe nicht an deinem Knecht vorüber. 4 Man soll euch ein wenig Wasser bringen und eure Füße waschen, und lehnt euch unter den Baum. 5 Und ich will einen Bissen Brot bringen, daß ihr euer Herz labt; darnach sollt ihr fortgehen. Denn darum seid ihr zu eurem Knecht gekommen. Sie sprachen: Tue wie du gesagt hast.
   6 Abraham eilte in die Hütte zu Sara und sprach: Eile und menge drei Maß Semmelmehl, knete und backe Kuchen. 7 Er aber lief zu den Rindern und holte ein zartes, gutes Kalb und gab's dem Knechte; der eilte und bereitete es zu. 8 Und er trug auf Butter und Milch und von dem Kalbe, das er zubereitet hatte, und setzte es ihnen vor und blieb stehen vor ihnen unter dem Baum, und sie aßen.

Luther erklärt diese Stelle in Die gantze Heilige Schrifft Deudsch 1545 folgendermaßen: 'Fur einem felt er nider / vnd redet auch als mit einem / vnd doch mit dreien. Da ist die Dreifaltigkeit in Gott angezeigt.'
Eine frühe Darstellung findet sich als Mosaik in einer Lünette des Presbyteriums von San Vitale in Ravenna. Dreigeteilte Fenster oberhalb und unterhalb unterstreichen die Trias der Engel.

Abb. 1: Die alttestamentliche Darstellung der Dreifaltigkeit, Mosaik, von San Vitale, Ravenna, 6. JH
Bildname

Die zweite Traditionslinie folgt im Kern der nicäanischen Trinitätslehre. Sie findet sich in Ikonen und vor allen in Metallkreuzen in orthodoxen Kirchen

Abb. 2a: Altarkreuz (Racpjatmue Xrucmowo)19JH

2b: Trinität von Schdan Dementjew, 1633, Beide: Kirillo-Beserski Kloster, Rußland
Dreifalt_Ortho

Häufig, aber in den Ikonen nicht immer, wird von Oben nach Unten die Reihenfolge Gottvater, Heiliger Geist und Sohn eingehalten. Die sogenannten altgläubigen Orthodoxen lehnen die Darstellung der Dreifaltigkeit durch Menschen zwar ab, erlauben aber den Guß von Kreuzen mit solchen Abbildungen, also die Reduktion der Visualisierung auf einen chemischen Prozeß. Allerdings bleibt die Stelle im Mittelpunkt der Kreuze, wo ansonsten die Taube situiert wird, blank. Es zeigt sich wieder die Scheu und Schwierigkeit der Visualiserung der Dreieinigkeit.

Die Gefahr von häretischen Mißdeutungen, z.B. als Familie (Tritheisten), ist immer groß. Deshalb wandte sich die Kirche seit dem Trienter Konzil 1563 oft gegen die Nivellierung der Unterschiede zwischen den drei Faktoren der Trinität, wenn sie gleichermaßen anthropomorph, in Menschgestalt, abgebildet werden. Seit dem Dekret des Heiligen Offiziums von 1928 sind solche Darstellungen in der katholischen Kirche untersagt.

Als Fazit aus der kurzgefaßten Geschichte der Darstellung der Dreifaltigkeit mag festgehalten werden, daß alle Darstellungen triadischer Modelle und Prinzipien auf zweidimensionaler Projektionsfläche unbefriedigend bleiben. Man braucht Körper in Räumen und Bewegungen in der Zeit. Eine Reduktion von Architekturen auf zweidimensionale Strukturen bringt die triadische Komplexität zum Verschwinden. Eine bittere Konsequenz dürfte sein, daß sich das NTD nicht allein aus Büchern lernen läßt - was zu einer Abkehr von den Idealen der Buchkultur nötigt.

lexikon, id648, letzte Änderung: 2021-08-17 10:54:04

© 2025 Prof. Dr. phil. habil. Michael Giesecke