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Gott erscheint seit dem Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) allen Christen als das emergente Produkt der Interaktion dreier Faktoren: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Nach 380 (Dreikaiseredikt) und dem 1. Konzil von Konstantinopel (381) gelten als Christen nur diejenigen, die 'an die eine Gottheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes bei gleicher Majestät und Heiligen Dreifaltigkeit' glauben.
Und dieses Glaubens- und Denkmodell wird auf viele Bereiche der Gesellschaft und auf den Menschen selbst in mannigfaltigen Formen übertragen. Wir finden es in der segmentäre Gliederungen (Bauer, Bürger, Edelmann o.ä.) der Gesellschaft im Mittelalter ebenso wieder wie in der Trennung von Person, Profession und Rolle als Kern neuzeitlicher Institutionen /Bürokratie. Es synthetisiert die europäischen Kulturen bspw. durch die Wertetriade (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit), die triadische Teilung politischer Gewalt (Exekutive, Judikative, Legislative) oder die Vorstellung von ökonomischen Prozessen (Produktion, Distribution, Konsumption). Auf der dreifaltigen Denkfigur beruhen wesentlichen Errungenschaften der europäischen Kultur.
Die Trinität ist ein Grundgesetzartikel des Abendlandes und ein Exportschlager in alle Industrienationen. Es ist ein Glaube, eine Axiomatik, der viele Richtungen, Schulen und Programme hervorbringt.