FAQs zum Neuen Triadischen Denken® (NTD)




Wieviel Komplexität können wir im Wahrnehmen, Denken und Handeln verarbeiten?

Das NTD geht davon aus, daß die Ressourcen jedes einzelnen Menschen, jeder Art von sozialen Systemen und auch der Menschheit als Gattung und Komponente von Ökosystemen begrenzt sind. D.h., es gibt Grenzen menschlicher, sozialer und kultureller Komplexitätsbewältigung.
Im Hinblick auf eine zeitgemäße Vorstellung von Denken kann man weiterfragen, wieviel Komplexität sollte ein Wahrnehmen und Denken zulassen?

Wieviel Komplexität verträgt unser Weltbild, unser Selbstbild, unsere Aufmerksamkeit, unser Handeln und unsere Wissenschaft? Mit welcher Komplexität werden wir aktuell konfrontiert?

Wieviel Komplexität müssen wir bewältigen, um eine Antwort auf die drängende Probleme unsere Gegenwart zu finden?
Sicher scheint zu sein, daß sich gegenwärtig in den Industrienationen ein Gefühl der Überkomplexität, der Unüberschaubarkeit, riskanter Umwelten, Fragilität usf. eingestellt hat, und daß die herkömmlichen Instrumente der Komplexitätsbewältigung nicht ausreichen, um die sprichwörtlichen 'neuen Herausforderungen' in altgewohnter Weise zu meistern.
Diese Überlegungen sind ein Ausgangspunkt des NTD. Es schlägt Programme und Modelle vor, die in der Lage sind, höhere Komplexität als beispielsweise das monokausale, lineare oder binäre Denken zu verarbeiten. Am Anfang steht das Programm der triadischen Komplexitätbewältigung, welches die drei Dimensionen Steigern, Reduzieren und Erhalten zusammenführt. Der Triadiker kann dann in weiteren Schritten klären, welche Formen der Komplexitätsreduktion – oder -induktion und -erhalt – in der konkreten persönlichen, sozialen und kulturellen Praxis in den einzelnen Bereichen angemessen sind. Dies geschieht, indem triadische Modelle vorgeschlagen werden, die beim Wahrnehmen, Denken und Handeln Orientierung geben können. Jede Triade verlangt, drei Faktoren in ihrer Interaktion zuberücksichtigen, jede Triadentrias hat 9 Faktoren in Beziehungen zu bringen.

Bezogen auf das Verhältnis zwischen Kulturwandel und dem Wandel des Wahrnehmens und Denkens, lautet die Frage: Wieviel Komplexität lassen die verschiedenen Kulturen jeweils zu und welche Formen der Komplexitätsreduktion, -induktion und -bewahrung bevorzugen sie? Die Antworten wirken für Menschen und Kulturen identitätsstiftend. Sie können die Unsicherheit leugnen oder für prinzipiell überwindbar halten und überall Ordnung sehen oder zügig erzeugen. Das wäre das eine Extrem. Es entspricht ziemlich genau dem Weltbild des ‘aufgeklärten’ Zeitalters. Es hält Linearisierung des Denkens und Rationalisierung der Umwelt für möglich. Die Welt ist geordnet, sie erscheint dem Menschen nur im Zustande mangelnder Bildung schlimmstenfalls als chaotisch. Die Institution, welche mit erheblichem Aufwand auch, aber natürlich nicht nur, zur Angstabwehr eingerichtet wurde, heißt ‘moderne Wissenschaft’. Die Schulen haben den Zweck, die Informationsverarbeitung der Mitglieder der Kulturgemeinschaft so zu programmieren, daß die Umwelt ähnlich erlebt wird, normalisiert wird. Gelernt wird die Komplexitätsreduktion, nicht die Erhöhung der Daten, das Generieren unwahrscheinlicher Lesarten, das Aushalten von Unsicherheit.
Das andere Extrem ist es, die Welt als undurchschaubar, durch unberechenbare Mächte regiert zu erleben. Die Dinge erscheinen als rätselhaft. Sicheres Handeln erscheint als kaum möglich. Jede Wahrnehmung führt zu anderen Ergebnissen. Staunen wird zum Normalfall des Erlebens. Wunder und Unerklärliches stehen am Anfang und Ende der Praxis. Es ist klar, daß Menschen und Kulturen normalerweise irgendwelche Mittelwege suchen und finden.

ntdfaqs, id1058, letzte Änderung: 2021-09-22 17:43:24

© 2024 Prof. Dr. phil. habil. Michael Giesecke